Freitag, 8. Juni 2012

Gertrud Höhler: Jenseits der Gier



Was mir zuweilen unbegreiflich ist, ist meine Dummheit. Aber das liegt eben wohl an dieser. Da kenne ich diese Frau seit über dreißig Jahren durch unterschiedliche Gespräche und Begegnungen und ich Idiot habe bis vorgestern, kein einziges Buch von ihr gelesen. Es war also allerhöchste Zeit, daß ich mich in diese Frau verliebe und nun hoffentlich vor einer leidenschaftlichen Beziehung mit ihr stehe.

Die Berliner Morgenpost schrieb ungefähr vor fünf Jahren über sie: „Leute wie Gertrud Höhler hetzen heute wie Hirtenhunde um die Menschenherde, um ihr die Richtung zu weisen.“

Nach dem ersten Buch, daß ich von ihre gelesen habe, Jenseits der Gier aus dem Jahre 2005, kann ich das nur bestätigen. In diesem Buch beschreibt sie den Begriff und das Phänomen der Gier. Was Gier ist, was Gier bedeutet. Dabei geht es um die Gier in unserer heutigen Gesellschaft, in unserem weltweiten Wirtschaftssystem. und was das alles aus uns Menschen und mit uns Menschen macht Sie kommt aber dabei auf unsere deutsche Gesellschaft zurück.

Der Titel kündet gleichzeitig auf eine Vision hin. Er drückt die Hoffnung aus. Höhler zeichnet klar die alte Gesellschaft auf und eben wie ein Hirtenhund, bellt sie in Richtung eines unbekannten gelobten Landes. Und wie es aussieht, sind schon Hunderttausende Deutsche unterwegs, während die Zurückgebliebenen immer noch gierig am Raffen und Fressen sind und ihre Spielchen spielen.

In den ersten Kapiteln habe ich noch fleißig, einzelne Zeilen der Absätze angestrichen, bis ich nach zwei Kapitel merkte, daß Gertrud Höhler eine kluge und vorsorgliche Frau ist. Vor dem Ende eines jeden Kapitels faßt sie das wichtigste zuerst unter etwas naiv anmutenden Zeichnungen zusammen und dann am Ende jedes Kapitel in ganz konkreten Sätzen. Diese Sätze waren immer identisch mit denen, die mir persönlich wichtig schienen.

„Niemand von uns hat gar keinen Einfluß. Jeder, der etwas verstanden hat, fühlt, wie klein sein Radius ist. Würde aber jeder den seinigen ausfüllen, hätten wir ein anderes Deutschland.“ Sätze wie diese in diesem Buch, machen Mut.

Ja, dieses Buch macht Mut: Mut zur Besinnung, zum Nachdenken, zum Handeln. Und auch dazu, selbstbewußt, stark und vor allem freundlich zu sein.

Meine Bücherwunschliste hat sich nun um alle Bücher von Gertrud Höhler verlängert.



Gertrud Höhler
Jenseits der Gier

Umschlagfoto: Benno Kraehahn
Econ Verlag, Berlin
Copyright: Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2005
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