Donnerstag, 12. Juli 2012

Ulrike Herwig: Mein Gott, Wanda

Wenn die Hauptfigur Wanda heißt, auch wenn diese 63 Jahre alt ist, liegt die Assoziation zu dem Film Ein Fisch Namens Wanda ganz nah. Bei mir zumindest, 56 Jahre. Da habe ich dann natürlich so meine Erwartungshaltung. Wenn der Verlag Marion von Schröder heißt, ebenso. Es ist also ein Unterhaltungsroman.

Wanda hatte gerade ihren Teeladen verkauft und versuchte sich ihren Ruhestand einzurichten. Der Hund der regelmäßig in ihren Vorgarten scheißt, ärgert sie natürlich, aber dann bekommt sie überraschend eine Einladung zu einer Reise nach Australien. Übrigens sehe ich von Anfang an Senta Berger in der möglichen Filmrolle, schon nach gut fünfzig Seiten ist klar, das sie eine Idealbesetzung für Wanda ist, würde man dieses Buch verfilmen, was nicht abwegig wäre. Australien soll als das große Abenteuer werden. Pustekuchen. Wandas Sohn, die ideale Filmbesetzung wäre der junge Til Schweiger, bricht sich beim Snowboarden ganz fürchterlich das Bein und bittet so seine Mutter nach seinem Fitneßklub in Köln zu sehen. Das bringt die arme Mutter natürlich in eine schwer zu entscheidende Lage, aber wir wissen ja eigentlich wie Mütter, die Liebsten, die Besten, die Weisesten entscheiden.

Nix da Australien: Fitneßclub! Und der muß erst mal geputzt werden. Okay, fürs putzen gibt es Marianne, die hat eine Putzfimmel (Herr Gott, schenk mir eine Marianne für meine Bude). Und Biggi ist auch mit dabei. Die hat übrigens einen Blick für Männer und ein Gespür fürs Leben. Apropos Köln, nein in diesem Fitneßklub gibt es offensichtlich keine schwulen Männer. Aber so was wie Götz George läuft da schon für die Damen rum und ähnliches mehr. Ich glaube, mittlerweile könnt ihr euch ein Bild davon machen was in diesem Film so alles abgeht. Und je weiter ich las, um so mehr lebten die Bilder in meinem Kopf. Das hat Ulrike Herwig gut drauf: Sie erzählt locker flockig leicht, bildhaft und unterhaltsam.

Übrigens heißt der Hund, ein Dackel, Miles.

Ich frage mich, was dieses Buch und ein möglicher Film vielleicht, vor einer Schnulze gerettet hat. Und ich frage mich auch, ob tatsächlich solch eine Wandlung in einem 63jäjrigen Menschen vorgehen kann, wie ihn Ulrike Herwig hier beschreibt. Ich glaube, daß ist die Hoffnung die in uns allen mitschwingt, daß das Leben doch schön ist und schön sein kann, egal wann. Oder sieht Ulrike Herwig das Leben durch eine rosa Brille? Vielleicht. Aber sie hat früher erfolgreich Jugendbücher geschrieben, dies ist ihr zweiter Roman für „Erwachsene“. Und gegen eine Botschaft die Hoffnung macht und ein Buch das unterhält an Sommerregentagen ist ja nichts einzuwenden.


Mein Gott, Wanda
Ulrike Herwig
Marion von Schröder
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Umschlaggestaltung: Zero Werbeagentur, München
Umschlagabbildung: Masterfile/Ikon Images