Donnerstag, 30. August 2012

J.M. Coetzee: Sommer des Lebens

So wie es aussieht, ist dieser Literaturnobelpreisträger John M. Coetzee, ich weiß immer noch nicht, wie man seinen Namen ausspricht, auch ein Scherzkeks. In seinem 2009 auf deutsch erschienenen Roman „Sommer des Lebens“ macht er sich selbst, wie es scheint, zur Hauptfigur, auch wenn der J.M. Coetzee darin schon tot ist.

Da recherchiert ein Mann für eine Biographie über einen weltberühmten Schriftsteller und Nobelpreisträger aus Südafrika, er heißt John M. Coetzee, hat ein paar seiner Notizen und interviewt fünf Frauen aus dem Leben dieses Mannes. So entwickelt sich ein Bild dieses Schriftstellers und Menschen, wie er in den 1970er Jahren anscheinend gewesen ist. Dabei erfährt man eine ganze Menge über die Befindlichkeiten der Menschen und des Landes Südafrika.

Wenn ich feststelle, der lebende J.M. Coetzee sei ein Scherzkeks, so tue ich das deshalb, weil dieser einerseits recht amüsant schreibt, andererseits aber seine Leser aufs Glatteis führen, wenn nicht sogar verarschen will. Es sollte niemand auf die Idee kommen, das dieser tote J.M. Coetzee etwas mit dem Lebendigen zu tun hat. Schon auf den ersten Seiten lügt er über den Beruf seines Vaters. Natürlich hat dieser tote J.M. Coetzee vieles mit dem lebenden J.M. Coetzee gemeinsam: Ansichten, Überlegungen, Empfindungen, Befindlichkeiten. Doch weiß man es tatsächlich so genau? In jedem Fall denke ist, ist diese Unsicherheit beabsichtigt. Und ebenfalls scheint es mir beabsichtig zu sein, hier schon mal Stoff für mögliche Nachrufe des lebenden J.M. Coetzee zu liefern.

Alles in allem hat es mir spaß gemacht, diesen Roman zu lesen, da ich die südlichen Länder Afrikas von Reisen kenne. Für mich ist es der erste Coetzee, den ich gelesen habe. Wahrscheinlich werde ich aber wohl mal ein „richtiges“ Buch von ihm lesen müssen.


J. M. Coetzee: Sommer des Lebens

Aus dem Englischen von Reinhild Böhnke
© 2009 J. M. Coetzee
Für die deutsche Ausgabe:
© 2010 S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main
Umschlaggestaltung: Gundula Hißmann und Andreas Heilmann, Hamburg
Umschlagabbildung: Onimage/plainpicture