Sonntag, 2. September 2012

Philip Roth: Empörung

Empörung ist ein kleines Meisterwerk. In diesen Roman einzutauchen war ein Genuß. Einfühlsam, klug und packend erzählt vom Altmeister Philip Roth.

Marcus Messner ist der Sohn eines Metzgers; eines koscheren Metzgers. Und wie so viele Kinder im elterlichen Kleinbetrieb mitarbeiten, so tut dies auch Marcus und er liebt seinen Vater. Diese ersten Passagen sind wunderschön. Aber auch Marcus wird älter und der Vater zu einer sorgenvollen Klette und das vor dem Hintergrund eines puritanischen, scheinheiligen Landes und dem heraufziehenden Koreakrieges. Marcus entwickelt sich und macht so seine Erfahrungen und landet schließlich auf einem College und bekommt dort zum ersten Mal einen geblasen und bei Philip Roth lesen sich diese Teile, als würde er das Zähneputzen beschreiben, auch wenn seine Beschreibungen klar und eindeutig und auch deftig sind. Aber das wären sie beim Zähneputzen ja auch.

„Empörung ist die Geschichte einer éducation sentimentale, eine Geschichte, die von Unerfahrenheit handelt, von Torheit, intellektuellem Widerstand, sexuellen Entdeckungen, Mut und Irrtum.“ (Klappentext)

Das Ende dieses Romans ist erschütternd und schonungslos. Es sind die Gedanken eines zwanzigjährigen. Googelt nicht zuviel herum zu diesem Titel, denn es gibt einige Kritiken, die das Ende schon erzählen und ausführlichere Inhaltsangaben machen, als ich es gerade getan habe. Es würde euch einiges von der Spannung nehmen, die ich beim lesen hatte.

„Was hatte die Evolution im Sinn, wenn sie nur einen von einer Million Jungen so schuf wie den, der da jetzt vor mir stand? Was für eine Funktion konnte ein dermaßen gutes Aussehen haben, wenn nicht die, auf die Unvollkommenheit aller anderen aufmerksam zu machen? Ich war vom Gott des Äußeren nicht ganz unberücksichtigt geblieben, aber der brutale Maßstab, den dieser Ausbund an Schönheit setzte, machte jeden anderen zu einem Monstrum der Gewöhnlichkeit.“ (Zitat Seite 39)



Philip Roth: Empörung

Aus dem Amerikanischen von Werner Schmitz
© 2008 Philip Roth
© 2009 Carl Hanser Verlag München
Schutzumschlag: Peter-Andreas Hassiepen, München