Mittwoch, 19. September 2012

Eduardo Mendoza: Katzenkrieg


Enttäuschend, aber so was auch von enttäuschend! Mit Katzenkrieg legt Eduardo Mendoza einen Roman vor, der auch nicht entfernt an seine großartigen früheren Romane heranreicht.  Von seiner wunderbaren Sprache, seiner Feinfühligkeit und Sorgfalt mit der er früher Figuren komponierte ist nur noch wenig zu ahnen und manche Sätze „klingen“ einfach nicht mehr. Sein bislang hintergründiger subtiler Humor ist hier der Schatten seiner selbst.  Dabei klingt die Story recht verlockend: Englischer Kunstsachverständiger im Madrid des Frühjahrs 1936, Kommunisten, Faschisten, Putsch, Spione, der Herzog, die Familie des Herzogs mit frivolen Töchtern, ein Bild Velázquez, ein Dandy, eine Mädchenprostituierte; eigentlich genau die richtige Gemengelage für Mendoza, der früher mit so was zauberte. Diesmal gelingt es ihm leider nicht und sprachlich bleibt er in diesem Roman Mittelmaß.  Und was den Leser gelegentlich verwirrt, angesichts dieses Übermaßes, scheint wohl fast auch Mendoza gelegentlich überfordert zu haben und klingt ungewohnt hölzern an einige Stellen.

Irgendwie kann man als Leser zwar auf seine Kosten kommen, wenn man denn mit einem durchschnittlichen Politthriller und Historienroman zufrieden ist, auch wenn diese Historie gerade mal so rund achtzig Jahre her ist und wahrscheinlich liegt auch darin der Grund, im Nationalstolz der Spanier, warum dieser Roman gerade in Spanien zu einem Bestseller geworden ist.

Mendoza ist und bleibt aber einer der großen spanischen Autoren und die, die ihn erlesen wollen, wären gut beraten mit seinen früheren Romanen wie „Die Wahrheit über den Fall Savolta“ oder „Die Stadt der Wunder“ oder „Eine leichte Komödie“  zu beginnen.

Und die, die Mendoza lieben so wie ich, werden auch wie ich Katzenkrieg lesen und es ihm verzeihen, auch wenn es schmerzt.




Eduardo Mendoza: Katzenkrieg

Aus dem Spanischen von Peter Schwaar
Die Originalausgabe © 2010 Eduardo Mendoza
Die deutsche Ausgabe © 2012 Nagel & Kimche im Carl Hanser Verlag, München
Umschlaggestaltung und Motiv: Hauptmann & Kompanie Werbeagentur, Zürich, Michelle Corrodi, unter Verwendung zweier Fotos von © Bettmann/Corbis und © Süddeutsche Zeitung Photo/Scherl Barcelona