Sonntag, 20. Januar 2013

Chantal Pelletier: Tage mit Romy


Irgendwie hatte mich der Titel angemacht. Das Romy Schneider tot ist, wußte sogar ich. Was macht nun eine Schriftstellerin mit Romy Schneider in einem Roman?  Chantal Pelletier kannte ich nicht. Der Verlag Kiepenheuer & Witsch ist kein schlechter.  172 Seiten, okay, die konnte ich mir mal eben reinziehen und Marie Claire wurde zitiert und meinte „Es ist einer dieser scheinbar leichten Texte, in dem jedes Wort – wohl abgewogen – ins Schwarze triff.“ Nun, bei mir nicht. 

Offensichtlich bin ich zu blöd, an diesem läppischen Selbstfindungsgeschreibsel auch nur irgend etwas halbwegs erhellendes oder amüsantes zu finden. An einer Stelle wird es sogar kurz ganz ekelig, als sie ihrer Heldin von ihrem schwabbeligen Bauch schreibt und wie sie nackt eine Pizza ißt.

Ah, zwei Sätze haben mir gefallen:  „Sie hatte den Häuptlingsstuhl genommen, weil sie wußte, wo man am besten saß. Ein Merkmal der Weisen.“ (Seite 35) Häuptlingsstuhl gefällt mir, weil den suche ich mir nämlich auch immer aus, wenn ich kann. Jetzt darf ich mich nach Pelletier für Weise halten. Was meine Exfrau übrigens auch tut.  Der zweite Satz: „Vierzigjährige Frauen hatten stets meine volle Bewunderung. Blumen sind schöner als Knospen.“ (Seite 35) Ich achte immer beim Kauf von Blumen darauf, in voller Blüte stehende Blumen zu kaufen.

Also die Heldin ist eine vierzigjährige Frau mit schwabbeligem Bauch, was man aber gut gekleidet, gut vertuschen kann und erlebt einen katastrophalen Tag, von dem ich aber annehme, der ist so bescheuert katastrophal, weil sie sich so bescheuert anstellt.  Katastrophal genervt am Abend Zuhause klingelt es und Romy Schneider steht vor der Tür. Die beiden Mädels bestehen dann ein paar Abenteuer; also Spaziergänge und so, Essen gehen, Klamotten tauschen, Bierchen trinken, Romy geht mit zur Arbeit. Ob jemand Harvey, oh Entschuldigung, Romy erkennt? Ich will euch nicht zuviel verraten, falls, ihr das Buch doch noch lesen wollt. Es ist immerhin das zweitschlechteste Buch, das ich bis jetzt jemals gelesen habe.

Nicht wirklich kommen darin Gedanken zum Ausdruck, die irgendeinen Wert hätten, irgend etwas Neues, oder irgend etwas, worüber es sich lohnen würde, weiter nachzudenken und noch nicht einmal etwas besonders unterhaltsames, wenn man bedenkt, daß Romy Schneider mithandelt und es bleibt läppisch belanglos.  Belanglos, wie so häufig, wenn Schauspielerinnen oder Schauspieler etwas kluges versuchen zu sagen.


Chantal Pelletier: Tage mit Romy

Aus dem Französischen von Karin Krieger
© 2004 Kiepenheuer & Witsch, Köln
Umschlaggestaltung: Barbara Thoben, Köln
Umschlagfoto: © photonica / Jens Lucking




Donnerstag, 17. Januar 2013

Jewgenij Grischkowez: Das Hemd


Das Hemd, welches auf dem Bucheinband wie eine Jacke aussieht, ist eine recht konventionell erzählte Geschichte, in der ich den Russen, wie er im Buche stehen soll, nicht gefunden habe, genausowenig wie den Dandy des 21. Jahrhunderts.  Mit diesen Begriffen wirbt der Einband. Und diese Geschichte hätte auch über eine Hose erzählt werden und in Pusemukel oder sonstwo handeln können, was auch keine weiteren, erleuchtenden oder sonstwie interessanten Erkenntnisse vermittelt hätte. In diesem Fall wäre dann Pusemukel genauso langweilig wie das Moskau des 21. Jahrhunderts, oder genauso interessant. Damit sage ich jetzt nicht, das Jewgenij Grischkowez nicht schreiben kann.  Nur, es ist halt Jacke, wie Hose, ob man es liest oder nicht, oder ob ich China ein Sack Reis umfällt oder in Moskau ein Tür zu: Also irgendwie fast langweilig und nichtssagend.

Der Held ist Architekt, holt seinen Freund vom Lande am Morgen vom Flugplatz ab, hat seine Geschäftstermine mit verschrobenen Bauherren die sich für das gelbe vom Ei halten, macht sich so ein paar Gedanken, hat sich unsterblich verliebt und kommt den ganzen Tag nicht dazu, seine Hose, äh, sein Hemd zu wechseln, sich mit seinem Kumpel vernünftig zu besaufen und und und. 

Ich habe extra geschrieben „fast langweilig“.  Mag sein, daß manche so etwas unterhaltend finden.  Aber das Klischee vom Russen und Dandy ist doch recht ausgeleiert und hier nicht wirklich spritzig oder überzogen gezeichnet. Jetzt müßte ich glatt mal googeln, ob der noch was geschrieben hat, aber irgendwie fühle ich mich nach diesem Buch nicht motiviert genug dazu.


Jewgenij Grischkowez: Das Hemd

Aus dem Russischen von Beate Rausch
© 2008 Amman Verlag & Co, Zürich
Umschlaggestaltung: Cécile Graf-Gloor

Mittwoch, 16. Januar 2013

2012 gelesen


 85. Ben Macintyre: Der Mann, der König war

84. Michael Cobley: Die ahnen der Sterne

83. Kazuo Ishiguro: Was vom Tage übrigblieb

82. Milena Agus: Die Frau im Mond

81.  Zülfü Livaneli: Glückseligkeit
 
80. Eduardo Mendoza: Katzenkrieg

79. Magnus Mills: Zum König

78. Michael Frayn: Gegen Ende des Morgens

77. Basilius von Cäsarea: Über den Heiligen Geist

76. Ron Leshem: Wenn es ein Paradies gibt

75. Volker Kutscher: Die Akte Vaterland

74. James Joyce: Ein Porträt des Künstlers als junger Mann
73. Thomas Hürlimann: Das Gartenhaus

72. Philip Roth: Empörung

71. J. M. Coetzee: Sommer des Lebens

70.  Urs Augsrburger: Als der Regen kam

69. Lars Saabye Christensen: Die blaue Kuppel der Erinnerung

68. Horst Wolfram Geißler: Odysseus und die Frauen

67. Ella Griffin: An und für Dich

66. Miller & Stentz: Der beste Tag meines Lebens

65. Benjamin Lebert: Im Winter dein Herz

64. Amélie Nothomb: Realtity-Show

63. Rudyard Kipling: Das Dschungelbuch

62. Michael Frayn: Willkommen auf Skios

61. Martin Suter: Allmen und der rosa Diamant

60. Senta Berger: Ich habe ja gewußt, daß ich fliegen kann

59. Boris Saidman´: Hemingway und die toten Vögel

58. Alain Claude Sulzer: Aus den Fugen

57. Jean Echenoz: Ravel

56. Ulrike Herwig: Mein Gott, Wanda

55. Uzodinma Iweala: Du sollst Bestie sein!

54. Francis Scott Fitzgerald: Der große Gatsby

53. Gwendoline Riley: Joshua Spassky

52. Fabio Stassi: Die letzte Partie

51. Yoram Kaniuk: Die Vermisste

50. Robert Haasnoot: Der Erinnerer

49. Véronique Olmi: In diesem Sommer

48. David Zindell: Neverness
  
47. Ute Scheub: Das falsche Leben

46. Gertrud Höhler: Jenseits der Gier

45. Benedict Wells: Spinner
44. Günter de Bryun: Die Finkensteins

43. Michael Ondaatje: Die gesammelten Werke von Billy The Kid

42. Marguerite Duras: Im Park

41. Grazia Deledda: La madre

 40. John Irving: Garp und wie er die Welt sah
39. Colin Greenland: Begegnungen auf dem Möbiusband

 38. Max Frisch: Mein Name sei Gantenbein

 37. Origenes: Homilien zum Lukasevangelium

36. Rabindranath Tagore: Gora

35. Isaac Asimov: Die Stahlhöhlen

34. Vadim Glowna: Der Geschichtenerzähler

33. Arnon Grünberg: Mit Haut und Haaren

32. David Lindley: Die Unbestimmbarkeit der Welt

31. Leander Sukov: Homo Clausus

30. Khalil Gibran: Der Prophet - Der Wanderer

 29. Jean Améry: Die Schiffbrüchigen

28. Michael Cobley: Waisen des Alls

27. Carl Amery: Briefe an den Reichtum

26. Eduardo Mendoza: Eine leichte Komödie

25. John Steinbeck: Stürmische Ernte

24. Clemens von Rom: Epistola ad Corinthios - Brief an die Korinther

23. Heinrich Mann: Die kleine Stadt

22. Harper Lee: Wer die Nachtigall stört ...

21. Umberto Eco: Baudolino

20. Frank Herbert: Die Ordensburg des Wüstenplaneten

19. Egeria: Itinerarium   Reisebericht

18. Carlos Fuentes: Chac Mool

17. Oden Salomos

 16. Eduardo Mendoza: Das Jahr der Sintflut

15. Leander Sukov: Warten auf Ahab

14. Stephan Hawking: Das Universum in der Nußschale

13. John Steinbeck: Die Reise mit Charley

12. Juri Tynjanow: Wilhelm Küchelbecker

11. Jeffrey Eugenides: Middlesex

10. Johannes Chrysostomus: Taufkatechesen II

9. Frank Goosen: Sommerfest

8.Terry Carr: Cirque

7. Simon Singh: Fermats letzter Satz

1. Samuel Pepys: Der erotiscvhe Pepys

2. Johannes Chrysostomus: Taufkatechesen I



3. Fridjof Capra: Wendezeit, Der Film

4. Johann Wolfgang Goethe: Die Leiden des jungen Werthers

5. Su Zahu: Wellenkuß

6. Euardo Mendoza: Die unerhörte Insel