Donnerstag, 17. Januar 2013

Jewgenij Grischkowez: Das Hemd


Das Hemd, welches auf dem Bucheinband wie eine Jacke aussieht, ist eine recht konventionell erzählte Geschichte, in der ich den Russen, wie er im Buche stehen soll, nicht gefunden habe, genausowenig wie den Dandy des 21. Jahrhunderts.  Mit diesen Begriffen wirbt der Einband. Und diese Geschichte hätte auch über eine Hose erzählt werden und in Pusemukel oder sonstwo handeln können, was auch keine weiteren, erleuchtenden oder sonstwie interessanten Erkenntnisse vermittelt hätte. In diesem Fall wäre dann Pusemukel genauso langweilig wie das Moskau des 21. Jahrhunderts, oder genauso interessant. Damit sage ich jetzt nicht, das Jewgenij Grischkowez nicht schreiben kann.  Nur, es ist halt Jacke, wie Hose, ob man es liest oder nicht, oder ob ich China ein Sack Reis umfällt oder in Moskau ein Tür zu: Also irgendwie fast langweilig und nichtssagend.

Der Held ist Architekt, holt seinen Freund vom Lande am Morgen vom Flugplatz ab, hat seine Geschäftstermine mit verschrobenen Bauherren die sich für das gelbe vom Ei halten, macht sich so ein paar Gedanken, hat sich unsterblich verliebt und kommt den ganzen Tag nicht dazu, seine Hose, äh, sein Hemd zu wechseln, sich mit seinem Kumpel vernünftig zu besaufen und und und. 

Ich habe extra geschrieben „fast langweilig“.  Mag sein, daß manche so etwas unterhaltend finden.  Aber das Klischee vom Russen und Dandy ist doch recht ausgeleiert und hier nicht wirklich spritzig oder überzogen gezeichnet. Jetzt müßte ich glatt mal googeln, ob der noch was geschrieben hat, aber irgendwie fühle ich mich nach diesem Buch nicht motiviert genug dazu.


Jewgenij Grischkowez: Das Hemd

Aus dem Russischen von Beate Rausch
© 2008 Amman Verlag & Co, Zürich
Umschlaggestaltung: Cécile Graf-Gloor