Freitag, 22. März 2013

Wilfried N'Sondé: Das Herz der Leopardenkinder


Leopardenkinder sind geborene Schwarzafrikaner, die ihr Land verlassen haben oder verlassen mußten und in der Fremde leben.  Unseren „Held“ hat es nach Frankreich verschlagen, nach Paris, da hat er studiert und sein Examen gemacht. 

Der gerade mal 124 Seite kurze Roman beginnt mit dem Aufwachen unseres Helden in einer Gefängniszelle.  Er ist noch nicht ganz Nüchtern, er wurde zusammengeschlagen und jetzt löchert ihn ein Kommissar mit Fragen, Fragen, Fragen.

Verlassen und Erniedrig stürzt eine Flut von Erinnerungen auf ihn ein.  „Und immer wieder werden die Stimmen der Ahnen lebendig, die von Ehre, Stolz und magischen Kräften künden.“ (Klappentext)   Da ist die Erinnerung an Mireille und seine leidenschaftliche Liebe zu ihr, die er verlassen hat um der Hoffnungslosigkeit der öden Vorstädte zu entfliehen; er erinnert sich an seinen Blutsbruder Darissa und er erinnert sich an Kamel der zu einem Fanatiker geworden war.

„Und auch später, wenn die Worte des Ahnen so laut in meiner kleinen Brust widerhallten, daß ich ins Taumeln kam: Das Wichtigste ist die Schule. Vergiss nie, daß du nicht zu Hause bist, als Fremder hast du es schwerer. Du mußt immer besser sein als der Weiße, sonst verachtet er dich!" (Seite 77)

Wenn ich einen Schwarzen oder eine Schwarze in der U-Bahn oder sonst wo sehe, in diesem Land oder einem anderen europäischen Land, dann frage ich mich immer, wie sie sich wohl fühlen mögen, was sie denken und wie es ihnen geht.  Eine mögliche Antwort lieferte mir dieser beeindruckende, unter die Haut gehende Roman.


Wilfried N’Sondé: Das Herz der Leopardenkinder

Aus dem Französischen von Brigitte Große
© Verlag Antje Kunstmann GmbH, München 2008
Umschlaggestaltung: Michael Keller, München