Montag, 5. August 2013

Silvina Ocampo u. Adolfo Bioy Casares: Der Hass der Liebenden


Irgendwo an der Atlantikküste, da wo ein Sturm ein ganzes Hotel im Sand versinken lassen kann – wir müssen also in Südamerika sein -,  wird Mary vergiftet. Mary ist eine wunderschöne junge Frau. Okay, sie hat sich an den Verlobten ihrer Schwester herangemacht. Aber ich will nicht vorgreifen.

Nachdem Doktor Humberto Hubermann seine morgendliche Dröhnung Arsenglobuli, immer zehn Kügelchen, auch am Abend, zu sich genommen hat, ist er noch nicht einmal im Hotel Central angekommen und hat schon schlechte Laune.

Wir sind erst am Anfang dieses Krimis von 167 Seiten, aber ich hatte schon auf Seite 13 dann doch das Gefühl, daß er mich im Szenario, den Figuren und der Handlung an einen Krimi  von Agatha Christie erinnert.

Das war so der Zeitpunkt, als ich begann zu fürchten, aus der erhofften Literarischen Entdeckung wird wohl nichts.  Und schon sehr bald reute mich die Ausgabe von 18,85 € für dieses kleine Bändchen.

Es gibt dann eine Handvoll der üblichen Verdächtigen und irgendwie spinnt sich doch so etwas wie ein ungewöhnliches und seltenes Verwirrspiel, das an Ping Pong erinnert.

Irgendwie Ping Pong muß es ja auch gewesen sein, denn diesen Roman schrieben zwei Schriftsteller: Silvina Ocampo und Adolfo Bioy Casares und ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, daß die Beiden sich mit großer eigener Freude und zum Spaß, so am Abend vielleicht vorm Kamin liegend, irgendwo in Südamerika, beim Sandsturm, die Zettelchen mit ihren Texten zuschoben.  Sie waren ja miteinander verheiratet und das wohl recht lang.  So am Stück bekommt das Ganze einen ungewöhnlichen Stil, auch die Sprache ist ungewöhnlich und auch wenn man Agatha Christie ums Verrecken nicht abschütteln kann, erliegt man durchaus bis zu einem gewissen Grade dem Gefühl, zumindest etwas ganz Neues zu lesen, obwohl das Ding 1942 geschrieben wurde.

Da die wenigen Seiten ausgesprochen großzügig bedruckt sind, hält der Lesespaß nicht lange an.  Und ab Seite 100 war klar, da kommt nicht viel mehr an Entwicklung, an Struktur, an Sprache und Verwicklungen. Ich glaube, beim Chinesischen Essen hält der Grad der Sättigung auch nie lange an.

Genauso erging es mir eben bei diesem Roman, in dem sich eigentlich nie so richtig etwas entwickelte; weder die Handlung, noch die Figuren und alle Bilder waren von Agatha Christie belegt. Allerdings einer sehr, sehr dünnen. So, als wäre es ein erster Entwurf, ein Plot, für einen größeren Roman, der noch geschrieben sein wollte.




Silvina Ocampo und Adolfo Bioy Casares: Der Hass der Liebenden

Aus dem Spanischen übersetzt von Petra Strien-Bourmer
© 2010 by Manesse Verlag, Zürich
Umschlaggestaltung: glanegger.com, München
unter Verwendung von Motiven von
© Jodi Cobb und Christopher Ray Robertson