Mittwoch, 24. Januar 2018

Christoph Hönig: Neue Versschule


Nachdem ich diesen Buch durchgelesen hatte war mein Eindruck, der Verfasser liebt worüber er geschrieben hat. Und das bei einem "Lehrbuch"!

Zitat: Wilperts bekanntes Sachwörterbuch der Literatur klagt: „Die deutsche wissenschaftliche Metrik leidet besonders an einer erschreckenden Verwirrtheit der Terminologie und Zeichenschrift, die jedes System neu entwirft“ (S. 425). Die Neue Versschule beginnt zunächst einmal mit einer tatsächlich Kurzen Versschule. Sie setzt also nicht an beim System aller historisch vorkommenden Versformen. Nein, sie geht vielmehr aus vom Lernenden, d.h. von der Frage: |10 Welche Kenntnisse braucht ein Student oder Schüler wirklich, um die gängigen Verstexte analysieren und interpretieren zu können? (S.9-10)

Christoph Hönig:

Neue Versschule

(2008) W. Fink, Paderborn
 
 
 
Inhaltsverzeichnis

Zunächst einmal       9

KURZE VERSSCHULE       13

Test A      27

Eine kleine Übung: Finden Sie das Reimwort?      29

LEKTIONEN       31
1. Wozu Versrhythmus und Reim?       31
2. Funktionen von Zeilenzäsuren       39
3. Im Versmaß – Hebungen und Senkungen       49
4. Wirkungsweisen von Versen        64
5. Vers- und Strophenformen im Überblick       76
6. Metrum und Rhythmus        91
7. Mündliche Poesie mit Melodie      104
8. Die Erfindung der Freien Rhythmen      113
9. Moderne Freie Rhythmen     125
10. Der Reim – seine Anfänge      138
11. Der Reim – seine Geschichte       146
12. Der Reim – seine Vielfalt      162

SELBER DICHTEN?      177

Test B (Klausur)      183

ESSAYS      187
1. Lyrik lesen, Verse verstehen      187
2. Der Vers braucht Stille. Die Leerstellen und die Aura von Versen       191
3. Rhythmen aus Herzschlag und Atem      194
4. Reimklang, Einklang, Wohlklang       198
5. Zur Wirkungsweise mündlicher Poesie      203
6. Drei Paradigmen der Verskunst      209
7. Vorlauf. Die mündliche Vorgeschichte früher Texte     216
8. Anfänge, Zusammenhänge      237

LÖSUNGEN      258

LITERATURHINWEISE      262

Montag, 22. Januar 2018

Michel Houellebecq: Unterwerfung


Die ersten drei Sätze:

"In all den Jahren meiner traurigen Jugend war Huysmans mein Gefährte, mein treuer Freund. Nie überkamen mich Zweifel, nie war ich versucht, ihn aufzugeben, mich einem anderen Thema zuzuwenden. Dann, an einem Nachmittag im Juni 2007, nachdem ich lange abgewartet, mich so lange davor gedrückt hatte, wie es zulässig war, ja sogar etwas über diesen Punkt hinaus, verteidigte ich vor dem Prüfungsausschuss der Universität Paris IV - Sorbonne meine Dissertation: Joris-Karl Huysmans oder Das Ende des Tunnels." (Seite 8)

Michel Houellebeq:

Unterwerfung

Aus dem Französischen von Norma Cassau und Bernd Wilczek

(c) 2005 für die deutsche Ausgabe:
DuMont Buchverlag, Köln

Sonntag, 14. Januar 2018

Wilhelm von Ockham: Texte zur Theorie der Erkenntnis und der Wissenschaft


"Unter den Akten des Intellekts gibt es zwei Akte. Der erste von ihnen ist 'erfassend'. Er bezieht sich auf alles, was einen Akt des Erkenntnisvermögens bestimmen kann, ob dies nun ein Verknüpftes oder ein Unverknüpftes sei. Wir erfassen nämlich nicht nur Unverknüpftes, sondern auch Aussagen und Beweise, Unmögliches wie Notwendiges - und überhaupt alles, worauf sich das Erkenntnisvermögen bezieht." (Seite 137, (2))

Wilhelm von Ockham

Texte zur Theorie der Erkenntnis und der Wissenschaft

1317-19

Samstag, 6. Januar 2018

2018 gelesen

Literaturverzeichnis:



Der Beginn:
„An einem schönen warmen Herbstmorgen kam ich auf der Eisenbahn vom anderen Ende Deutschlands mit einer Vehemenz dahergefahren, als käme es bei Lebensstrafe darauf an, dem Reisen, das doch mein alleiniger Zweck war, auf das allerschleunigste ein Ende zu machen. Diese Dampffahrten rütteln die Welt, die eigentlich nur noch aus Bahnhöfen besteht, unermüdlich durcheinander wie ein Kaleidoskop, wo die vorüberjagenden Landschaften, ehe man noch irgendeine Physiognomie gefaßt, immer neue Gesichter schneiden, der fliegende Salon immer andere Sozietäten bildet, bevor man noch die alten recht überwunden.“ (Erlebtes, Vorwort)

Joseph von Eichendorf

Autobiographisches:
Erlebtes
Deutsches Adelsleben am Schluss des vorigen Jahrhunderts
Halle und Nürnberg

Aus dem literarischen Nachlasse Joseph Freiherrn von Eichendorff, 1866

1996 Artemis & Winkler
© 2013 Bibliographisches Institut GmbH, Berlin





Der Beginn:

„Alle glücklichen Familien ähneln einander; jede unglückliche aber ist auf ihre eigene Art unglücklich. Bei den Oblonskijs herrschte allgemeine Verwirrung. Die Frau des Hauses hatte von der Liebschaft ihres Mannes mit der früheren Gouvernante ihrer Kinder Kenntnis erhalten und erklärt, daß sie unter diesen Umständen nicht länger mit ihm unter einem Dache leben könne. Qualvoll lastete diese Situation nun schon drei Tage nicht nur auf den Ehegatten selbst, sondern auch auf den anderen Familienmitgliedern und den übrigen Hausgenossen.“ (S. 7)


 Lew N. Tolstoi

Anna Karenina

Aus dem Russischen von Fred Ottow

© 1875-77 russische Originalausgabe Petersburg

© 1955 d. A. Winkler Verlag, München





„Wir sind uns unbekannt, wir Erkennenden, wir selbst uns selbst: das hat seinen guten Grund. Wir haben nie nach uns gesucht – wie sollte es geschehen, dass wir eines Tags uns fänden? Mit Recht hat man gesagt: „wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz“; unser Schatz ist, wo die Bienenkörbe unserer Erkenntnis stehen.“ (Vorrede)


Friedrich Nietzsche

Zur Genealogie der Moral

Erste Ausgabe 1887

© 2013 d. A.  Felix Meiner Verlag Hamburg



„Jener Arm des Comer Sees, der sich nach Süden wendet und dessen Gestade zwischen zwei fortlaufenden Gebirgsketten so buchtenreich ihrem Vordrängen und Zurückschwingen folgt, verengt sich fast urplötzlich und nimmt, zwischen einem Vorgebirge zur Rechten und einer weiten Uferhalde gegenüber, Gestalt und Verlauf des Stromes an.“ (1. Kapitel, S. 13)


Alessandro Manzoni

Die Verlobten

Aus dem Italienischen übertragen von  Ernst Wiegand Junker

© 1827 – 1960 Winkler-Verlag München




Die Schicksalsfrage der Menschenart scheint mir zu sein, ob und in welchem Maße es ihrer Kulturentwicklung gelingen wird, der Störung des Zusammenlebens durch den menschlichen Aggressions- und Selbstvernichtungstrieb Herr zu werden. In diesem Bezug verdient vielleicht gerade die gegenwärtige Zeit ein besonderes Interesse. Die Menschen haben es jetzt in der Beherrschung der Naturkräfte so weit gebracht, daß sie es mit deren Hilfe leicht haben, einander bis auf den letzten Mann auszurotten. Sie wissen das, daher ein gut Stück ihrer gegenwärtigen Unruhe, ihres Unglücks, ihrer Angststimmung. (Sigmund Freud, Klappentext)


Sigmund Freud


Das Unbehagen in der Kultur

Und andere kulturtheoretische Schriften

© 1930/1908/1915/1933 – 2013 d. A.





Der Beginn:

„STATTLICH UND FEIST erschien Buck Mulligan am Treppenaustritt, ein Seifenbecken in Händen, auf dem gekreuzt ein Spiegel und ein Rasiermesser lagen. Ein gelber Schlafrock mit offenem Gürtel bauschte sich leicht hinter ihm in der milden Morgenluft. Er hielt das Becken in die Höhe und intonierte: - Introibo ad altare Die.“ (S.7)

James Joyce

Ulysses

Übersetzt von Hans Wollschläger

© Originalausgabe 1914/18 – 1979 d. A.




Der Kunstgriff

„Wollt ihr zugleich den Kindern der Welt und den Frommen gefallen? /
Malet die Wollust – nur malet den Teufel dazu. (14, S. 179)

Schiller – Goethe

Xenien aus dem Musenalmanach für das Jahr 1797

© 2008 d. A. Deutscher Klassiker Verlag




Der Beginn: „ Gestalten erschaffen kann meiner Meinung nach nur, wer die Menschen lange Zeit erforscht hat, wie ja auch niemand eine Sprache beherrscht, der sie nicht gründlich erlernt hat.“ (S.9)

Alexandre Dumas

Die Kameliendame

Aus dem Französischen von Walter Hoyer

© 1848 – 2003 d. A. Insel Verlag





Erster Brief: „Sie wollen mir also vergönnen, Ihnen die Resultate meiner Untersuchungen über das Schöne und die Kunst in einer Reihe von Briefen vorzulegen. Lebhaft empfinde ich das Gewicht, aber auch den Reiz und die Würde dieser Unternehmung. Ich werde von einem Gegenstande sprechen, der mit dem besten Teil unserer Glückseligkeit in einer unmittelbaren, und mit dem moralischen Adel der menschlichen Natur in keiner sehr entfernten Verbindung steht. Ich werde die Sache der Schönheit vor einem Herzen führen, das ihre ganze Macht empfindet und ausübt, und bei einer Untersuchung, wo man eben so oft genötigt ist, sich auf Gefühle als auf Grundsätze zu berufen, den schwersten Teil meines Geschäfts auf sich nehmen wird.“ (S. 556)

Friedrich Schiller

Über die ästhetische Erziehung des Menschen in einer Reihe von Briefen

© Erstdruck in den Horen 1795 – 2008 d. A. Deutscher Klassiker Verlag






Der Beginn: „Das Staunen, das ich empfand, als ich das Buch der Fische entdeckte, ist mir geblieben, licht wie das schillernde Marmormuster, das meinen Blick an jenem sonderbaren Morgen auf sich zog; glitzernd wie diese unheimlichen Strudel, die meinen Geist mit Farben erfüllten und meine Seele in ihren Bann schlugen – worauf mein Herz, ja, schlimmer noch mein Leben von diesem Wirbel erfasst und aufgerollt wurden zu dem armseligen, struppigen Garn dieser Geschichte, die Sie gleich lesen werden.“ (S. 9)

Richard Flanagan

Goulds Buch der Fische

Ein Roman in zwölf Fischen

Deutsch von Peter Knecht

© 2001 – 2002 d. A. Berlin Verlag









Der Beginn:

„Im Juli des Jahres 1876 war die europäische Presse voll von den Reizen und den Taten der Herzogin Violante von Assy. Sie hieß „ein hocharistrokratisches Rasseweib mit pikanten Launen im schönen Köpfchen, deren politische Abenteuer die Geschichte verzeichne, ohne sie ernst zu nehmen“.“ (S. 11)

Heinrich Mann

Die Göttinnen
oder
Die drei Romane der Herzogin von Assy

© 1902 – 2002 d.A.





Woyzeck:
Immer zu! immer zu! Still Musik – (Reckt sich gegen d. Boden). He was, was sagt ihr? Lauter, lauter, stich stich die Zickwolfin todt? stich, stich die Zickwolfi(n) todt. Soll ich? Muß ich? Hör ich’s da auch, sagt’s der Wind auch? Hör ich’s immer, immer zu, stich todt, todt.
(3.12)

Georg Büchner

Woyzeck

© (wahrscheinlich) 1836 – 1992/2008 d. A.




„Es ist zu einem Gemeinplatz der Literaturwissenschaft geworden, dass historische Epochen begriffliche Konstrukte sind, deren Bestimmungen keineswegs festliegen, sondern immer wieder neu verhandelt werden. Schon der Name von Epochen ist oft strittig, und auch der Zeitraum, über den sie sich erstrecken sollen, kann erheblich differieren. So haben Epochenbegriffe ihre eigene, je spezifisch verlaufende Geschichte. ( S. 7)

Matthias Buschmeier / Kai Kauffmann

Einführung in die Literatur des Sturm und Drang und der Weimarer Klassik
© 2010 Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt





„„Ich habe lange eine philosophische Sprachkunst für unsere Sprache gewünscht, aber wenig Materialien dazu gefunden“ schrieb Herder 1767. Eine 1769 [1770] gestellte Preisfrage der Berliner Akademie der Wissenschaften war ihm dann der willkommene Anlaß, seine Abhandlung über den Ursprung der Sprache zu schreiben, die dann auch den Preis der Akademie erhielt.“ (Klappentext)


Johann Gottfried Herder:

Abhandlung über den Ursprung der Sprache

1772







Der Anfang:

„Als Gottlieb Zürn aufwachte, hatte er das Gefühl, er stehe auf dem Kopf. Offenbar war sein Kopf im Laufe der Nacht immer schwerer und sein Leib leichter geworden. Solange sein Kopf mit diesem Gewicht im Kissen lag, hatte er keine Aussicht, wieder auf die Füße zu kommen. Ich bin das Gegenteil eines Stehaufmännchens, dachte er. Er öffnete die Augen. Er stand nicht auf dem Kopf. Sobald er die Augen zufallen ließ, hatte er wieder das Gefühl, er stehe auf dem Kopf.“ (S. 7)



Martin Walser:

Das Schwanenhaus

© 1980 Suhrkamp Verlag Frankfurt am Main





"Börsenspekulanten und ihre großen und kleinen Opfer - von ihren Schicksalen erzählt Emile Zola in "Das Geld". Ein zeitloser Roman über die Intrigen und Machenschaften in der Finanzwelt." (Klappentext)

Emile Zola

Das Geld

Aus dem Französischen von Leopold Rosenzweig

1891

(c) 2001 Insel Verlag Frankfurt am Main







„Ich habe mich oft gewundert, warum mein Vater mich immer so sehr angetrieben hat. War es, um mich nach seinem Bild zu formen? Um seine eigenen, unerfüllten Wünsche zu kompensieren? Wahrscheinlich beides, glaube ich. [...] Vielleicht kann man meine Reaktion als reine Konditionierung verstehen – mein Vater konditionierte mich, mich in einem Unwetter wohl zu fühlen. (S. 344)

Norman Ollestad

Süchtig nach dem Sturm

Aus dem Amerikanischen von Brigitte Heinrich


© 2010 S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main




FAUST:
Ja was man so erkennen heißt!“
Wer darf das Kind beim rechten Namen nennen?
Die wenigen, die was davon erkannt,
Die töricht g’nug ihr volles Herz nicht wahrten,
Dem Pöbel ihr Gefühl, ihr Schauen offenbarten,
Hat man von je gekreuzigt und verbrannt.
Ich bitt‘ euch, Freund, es ist tief in der Nacht,
Wir müssen’s diesmal unterbrechen.
(S. 33, Vers 588-595)


Johann Wolfgang Goethe

Faust

Eine Tragödie
(Faust I)

© Suhrkamp BasisBibliothek 2009




BEATRICE [zu Benedict]:
Ein wahres Glück für die Frauen; Ihr wäret ihnen ein gefährlicher Bewerber geworden. Ich danke Gott und meinem kalten Herzen, daß ich hierin mit Euch e i n e s Sinnes bin. Lieber wollt‘ ich meinem Hund eine Krähe anbellen hören, als einen Mann schwören, daß er mich liebe.“ (Erster Aufzug, Erste Scene)

Shakespeare:

Viel Lärmen um Nichts

um 1600



„Im siebten Buch seiner Historien schildert Herodot den Feldzug des Xerxes gegen Griechenland im Jahr 480 v. Chr.: Das persische Heer zieht durch Kleinasien, überquert den Bosporus und marschiert weiter durch Nord- und Mittelgriechenland – bis ihm die Hellenen, ihnen voran die Spartaner, beim Engpass der Thermopylen entgegenstellen. Zahlenmäßig hoffnungslos unterlegen, ziehen die Spartaner in den sicheren Tod. Spätestens seit dieser Schlacht ist ihre eiserne Disziplin sprichwörtlich.“ (Klappentext)

Herodot:

Historien
7. Buch

Griechisch/Deutsch

Übersetzt von Christine Ley-Hutton

Herausgegeben von Kai Brodersen

© 2006 Reclam, Stuttgart




MARIA:
Ich atme die Luft in einem englischen Gefängnis, /
Heißt das in England leben, der Gesetze /
Wohltat genießen? Kenn‘ ich sie doch kaum. /
Nie hab‘ ich eingewilligt, sie zu halten. /
Ich bin nicht dieses Reiches‘ Bürgerin, /
Bin eine freie Königin des Auslands. ( Zeile 722-727)

Friedrich Schiller:

Maria Stuart

1800 Uraufführung in Weimar



"Hier grenzt sich "hüzün" ganz deutlich von der Melancholie ab, die nur den Seelenzustand eines Individuums darstellt, und nähert sich der Bedeutung eines ähnlichen Begriffes an, der von Claude Lévi-Strauss in seinen 'Traurigen Tropen' verwendet wird. [...] "Hüzün" ist genauso wie 'tristesse' ein treffender Begriff, um nicht vom als Krankheit empfundenen Leiden eines einzelnen Menschen zu sprechen, sondern von millionenfach erlebter Kultur, Atmosphäre, Empfindung." (S. 120)

Orhan Pamuk:

Istanbul. Erinnerungen an eine Stadt

(c) Orhan Pamuk 2003
(c) Carl Hanser Verlag München 2006



"Kurz, der Orientalismus ist seither ein westlicher Stil, den Orient zu beherrschen, zu gestalten und zu unterdrücken. [...] Ich behaupte nämlich, dass man den Orientalismus als Diskurs auffassen muss, um wirklich nachvollziehen zu können, mit welcher enorm systematischen Disziplin es der europäischen Kultur in nichtaufklärerischer Zeit gelang, den Orient gesellschaftlich, politisch, militärisch, ideologisch, wissenschaftlich und |12 künstlerisch zu vereinnahmen - ja sogar erst zu schaffen." (S. 11-12]

Edward W. Said:

Orientalismus

(c) 1978, 1995, 2003
(c) 2009 S. Fischer Verlag, Frankfurt


"Der spezifische Gegenstand dieser Untersuchung ist die Erzählung in A la recherche du temps perdu. Diese nähere Bestimmung verlangt sogleich zwei Bemerkungen unterschiedlichen Gewichts. Die erste betrifft die Definition des Corpus: Jeder weiß heute, dass die Recherche, als deren kanonischer Text seit 1954 die Ausgabe Clarac-Ferré gilt1, nur der letzte Zustand eines Werks ist, an dem Proust sozusagen sein Leben lang gearbeitet hat und dessen frühere Fassungen sich im Wesentlichen verteilen auf Les plaisirs et les jours (1896), Pastiches et mélanges (1919), die verschiedenen posthumen Sammlungen oder Inedita mit den Titeln Chroniques (1927), Jean Santeuil (1952) und Contre Sainte-Beuve (1954)2 sowie die etwa 80 Cahiers, die sich seit 1962 in der Handschriftenabteilung der Bibliothèque nationale befinden." (Vorwort)

1 A.d.Ü.: Mittlerweile abgelöst durch die neue Pléiadeausgabe in 4 Bänden, Paris 1987-1989. Zitiert wird aber hier, wie im Original, nach der Ausgabe Clarac-Ferré.

2 Die angegebenen Daten sind die der Erstveröffentlichun-gen, aber wir zitieren natürlich nach der zweibändigen Ausga-be Clarac-Sandre (Jean Santeuil précédé de Les plaisirs et les jours; Contre Sainte-Beuve précédé de Pastiches et mélanges et suivi de Essais et articles), Paris 1971, die zahlreiche Inedita enthält. Solange eine kritische Edition der Recherche noch aussteht, muss mitunter noch auf die Ausgabe Fallois des Contre Sainte-Beuve zurückgegriffen werden, da dort einige Seiten aus den Cahiers abgedruckt sind.

Gérard Genette:

Die Erzählung

(c) 1998 - 3. Auflage 2010 Wilhelm Fink GmbH & Co. Verlags-KG



"Ihr wandelt drunten im Philosophieren
Nicht eines Pfads; so weit entführt die Lieb' euch
Zum Scheinen und das Sinnen nach demselben.
Und solches trägt hier oben man mit minderm
Unwillen noch, als wenn die Heil'ge Schrift wird
Hintangesetzt, und wenn sie verdreht wird."
(Neunundzwanzigster Gesang, 85-90)



Dante Alighieri:

Die Göttliche Komödie

Aus dem Italienischen von Philalethes
(König Johann von Sachsen)

entstanden 1307-1321
erstmals gedruckt 1472



"Seiner Meinung nach war er nie hinter den Frauen her gewesen. Das hieß, Wallingford verführte keine Frauen; er ließ sich einfach von ihnen verführen. Er rief sie nie an - sie riefen ihn an. Er glich einem Mädchen, das nicht nein sagen konnte - nur war er eben ein Junge, wie seine Exfrau zu sagen pflegte." (S. 15)

John Irving

Die vierte Hand

(c) 2002 Diogenes




"Ein Jahrhhundert falschen Denkens hatte eine Menschheit geschaffen, die sich unmöglich besseren Dingen zuwenden konnte, sofern sie nicht ihre Denkweise und damit ihre Handlungsweise von Grund auf änderte." (S. 367)


John Knittel:

Via Mala

Roman
1934 (engliche Originalausgabe)


"Unter den Akten des Intellekts gibt es zwei Akte. Der erste von ihnen ist 'erfassend'. Er bezieht sich auf alles, was einen Akt des Erkenntnisvermögens bestimmen kann, ob dies nun ein Verknüpftes oder ein Unverknüpftes sei. Wir erfassen nämlich nicht nur Unverknüpftes, sondern auch Aussagen und Beweise, Unmögliches wie Notwendiges - und überhaupt alles, worauf sich das Erkenntnisvermögen bezieht." (Seite 137, (2))

Wilhelm von Ockham

Texte zur Theorie der Erkenntnis und der Wissenschaft

1317-19


 
"Warum müssen wir unbedingt so vermuten, wie wir es uns vorstellen, wie wir uns vorgenommen haben, es uns vorzustellen. In Wirklichkeit können tausend Dinge mitspielen, die der Aufmerksamkeit des scharfsinnigsten Romanschriftstellers entgehen." (S. 1117)

Fjodor M. Dostojewskij

Die Brüder Karamasow

1879/80